“Versatility”, ein revolutionäres Format für den Weltcup 2019/20

Der FIS-Sitz in Oberhofen. – Foto: GEPA pictures

01.04.2019

Zurück zur Vielseitigkeit. Unter diesem Aspekt lanciert die FIS ein neues Weltcup-Format. In Anlehnung an die Red Bull Skills vergangener Jahre wird der kompletteste Rennfahrer/die kompletteste Rennfahrerin gesucht. Und: es gibt unter dem Titel "Versatility" Ende Saison auch eine Kristallkugel zu gewinnen.

Der FIS-Sitz in Oberhofen. – Foto: GEPA pictures

Noch wird es am FIS-Sitz in Oberhofen wie ein gut gehütetes Geheimnis behandelt aber Insider wissen es schon länger: Im Winter 2019/20 wird der alpine Ski-Weltcup ein neues Format bekommen. Unter dem Namen “Versatility” (Vielseitigkeit) kommt eine Renn-Disziplin zur Anwendung, die vor wenigen Jahren im Rahmen der Red Bull Skills (vgl. Video unten) auf der Lenzerheide bereits getestet und von vielen Fahrerinnen (zum Beispiel Tina Maze, Frida Hansdotter oder Denise Feierabend) und Fahrern (zum Beispiel Marco Büchel, Adrien Theaux, Matthias Mayer oder Gilles Roulin) für spannend und gut befunden worden ist. Die “Versatility”-Rennen beinhalten sämtliche vier Stamm-Disziplinen des Weltcups in einem zwischen 80 und 100 Sekunden dauernden Rennen. Ohne Skiwechsel wird auf Riesenslalom-Skiern je eine Teilstrecke Abfahrt, Slalom, Riesenslalom und Super-G gefahren. Eine Herausforderung für die Rennfahrerinnen und Rennfahrer, aber auch für die jeweiligen Serviceleute. Natürlich werden die jeweiligen Streckenabschnitte auf die Möglichkeiten des Riesenslalom-Skis zugeschnitten. So werden zum Beispiel die Torabstände im Slalom entsprechend vergrössert. Die Startfelder für diese Rennen werden seitens der FIS auf maximal 50 Fahrerinnen und Fahrer beschränkt.

 

 

Für den Winter 2019/20 sind bei den Männern (Bormio und Kvitfjell) und bei den Frauen (Val Gardena und Crans Montana) jeweils zwei dieser Rennen vorgesehen. Gemeinsam mit den Kombinationen und den Parallel-Events – die nicht mehr für die Slalom- oder Riesenslalom-Wertungen zählen – wird dann eine kleine “Versatility”-Kristallkugel vergeben. “Wir wollen die Vielseitigkeit der Rennfahrerinnen und Rennfahrer fördern und der zuletzt fortschreitenden Spezialisierung Einhalt gebieten. Zudem wollen wir die Kombination als Olympische Disziplin behalten und stärken sie mit dieser flankierenden Massnahme zusätzlich”, erklärt FIS-Medienchefin Jenny Wiedeke auf Anfrage von skinews.ch. “Weil aber der Weltcup-Kalender bereits sehr dicht ist werden wir mindestens einen Slalom und einen Riesenslalom weniger im Programm 2019/20 haben. Welche Rennen wegfallen werden, wird an der Frühjahrskonferenz beschlossen.” Ursprünglich war der Plan, dass mehr Parallel-Events ins Programm aufgenommen werden. “Wir haben aber nicht überall das Gelände zur Verfügung, um Parallel-Rennen austragen zu können. Wenn wir bei dieser Idee geblieben wären, so hätte das für die Aktiven zusätzliche Reisen bedeutet, und das ist beim aktuellen Renn-Programm schlicht nicht mehr möglich”, so Wiedeke.

Gilles Roulin, der das Format von den Red Bull Skills her bestens kennt, ist begeistert. “Dieses Format ist für den TV-Zuschauer ebenso attraktiv, wie für uns Athleten und die Zuschauer vor Ort. Auf Riesenslalom-Skiern sämtliche Disziplinen zu fahren bedeutet, dass nur wirklich komplette Fahrerinnen und Fahrer ganz vorne mitmischen können. Gefragt sein werden taktisches Gespür – zum Beispiel beim Übergang von der Abfahrt oder vom Super-G, je nach Rennen, in den Slalomteil – und das Fahren mit Köpfchen. Wer zu viel riskiert, der liegt schnell mal neben der Strecke oder aber büsst zu viel Zeit auf die Besten ein.” Die Tatsache, dass er dank der Teilnahme an den Red Bull Skills dieses Format bereit kennt, verstärkt die Vorfreude zusätzlich. “Wir Schweizer sind bei neuen Sportarten oder neuen Events meistens vorne mit dabei, es wäre cool, wenn jemand aus unserer Gruppe diese Kugel gewinnen könnte”, meint Roulin.

Marco Büchel, Ski-Experte beim ZDF, pflichtet Roulin bei. “Dieses Format ist auf jedenfall eine Bereicherung für die Ski-Berichterstattung im Fernsehen. Aber auch als ehemaliger Fahrer bei den Red Bull Skills und als Mitglied der FIS-Arbeitsgruppe “Material und Sicherheit” kann Büchel der neuen Disziplin viel abgewinnen. “Wir haben in der FIS-Arbeitsgruppe darüber diskutiert, mit welchem Ski dieses Vier-Disziplinen-Rennen auch vom Sicherheitsaspekt gesehen am besten zu bestreiten ist. Die Wahl ist dann relativ schnell auf den Riesenslalom-Ski gefallen.” Büchel freut sich auf die Premiere dieses Rennformats und sagt: “Schade, hat es das zu meiner Zeit noch nicht gegeben. Für Versatility wäre ich gerne noch einmal ein aktiver Rennfahrer – aber nur dafür.”

 

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