Die Olympiasiegerin wird 60 – happy Birthday, Vreni Schneider

26.11.2024
Die erfolgreichste Schweizer Skirennfahrerin der Geschichte wird 60. Vreni Schneider, dreifache Olympiasiegerin und dreimalige Weltmeisterin, fährt heute noch leidenschaftlich Ski und leitet in Elm eine Ski-, Snowboard- und Rennschule.
Vreni Schneider (Foto aus dem Jahr 2002). – Foto: GEPA pictures
Sie war während mehr als einem Jahrzehnt für viele glorreiche Tage für die Schweizer Ski-Fans (mit-)verantwortlich: Vreni Schneider. Die zurückhaltende, bodenständige Athletin aus Elm war von 1983 bis Ende Saison 1994/95 als Allrounderin im Weltcup aktiv und erbrachte Leistungen, die zu einem bisher von keiner Schweizerin mehr erreichten Palmares geführt haben: zweimal Olympiasiegerin im Slalom (1988 und 1994), Olympiasiegerin im Riesenslalom (1988), drei WM-Titel (1987 und 1989 im Riesenslalom, 1991 im Slalom), fünf weitere Medaillen bei Grossanlässen, drei grosse Kristallkugeln (1988/89, 1993/94 und 1994/95), 15 kleine Kristallkugeln, 55 Siege in Weltcup-Rennen (34 Slalom, 20 Riesenslalom, 1 Kombination).
Bei den Weltmeisterschaften 1987 in Crans Montana herrschte bei Vreni Schneider zuerst die grosse Enttäuschung. Vierte Plätze im Super-G und in der Kombination waren nicht das, was sich die damals 22-Jährige erhofft hatte. „Ich war sehr enttäuscht und liess mich auch etwas gehen. Dann sagte ich mir: Nein, das ist der falsche Weg“, wird Schneider im Buch „Ski alpin – Gold für die Schweiz“ von Heinz Egli zitiert. Der Servicemann habe dann zu Hause noch einen von Vreni Schneider „angeforderten“ Siegesski geholt. Mit diesem Ski, der zwar fast keine Kanten mehr hatte, holte sich Vreni Schneider ihren ersten grossen Titel und die Goldmedaille im Riesenslalom. „Dass ich Weltmeisterin geworden bin, war für meine Karriere prägend“, sagt die heutige Jubilarin rückblickend. Der Winter 1988/89 war die sportlich erfolgreichste Saison der Glarnerin. Sie bestritt 17 Weltcup-Rennen und gewann 6 Riesenslaloms, sämtliche 7 Slaloms und 1 Kombination. Zur „perfekten Slalom-Saison“ fehlte ihr lediglich der Sieg bei den Weltmeisterschaften in Vail. Dort wurde sie hinter der für Jugoslawien angetretenen Mateja Svet Zweite.

Vreni Schneider und Alberto Tomba. – Foto: GEPA pictures
Als Kind wäre Vreni Schneider gerne Floristin oder Dekorateurin geworden, hatte aber schon immer auch den Traum, eine gute Skirennfahrerin zu sein. Und dieser Traum, für den die Elmerin hart gearbeitet und bei aller Wertschätzung der Konkurrentinnen und grosser Fairness auch die notwendige Portion an gesundem Egoismus mitgebracht hat, ging in Erfüllung. Mit den Olympischen Spielen 1994 in Lillehammer konnte Vreni Schneider den zweitletzten grossen Höhepunkt in ihrem sportlichen Schaffen setzen. Mit Gold im Slalom, Silber in der Kombination und Bronze im Riesenslalom gewann sie einen kompletten Medaillensatz. „Lillehammer war mein grösstes Erlebnis. Die Vorbereitungen waren überschattet vom Unglück von Ulrike Maier, die auf der Kandahar-Abfahrt tödlich gestützt war“, erinnert sich Schneider im Buch „Ski alpin – Gold für die Schweiz“. Die Natur und die Wälder in und um Lillehammer, die Ruhe und die Menschen vor Ort haben bei der Schweizerin bleibende Eindrücke hinterlassen. Mit dem Gewinn des Gesamtweltcups 1994/95 beendete Vreni Schneider, zu deren herausragenden Eigenschaften die mentale Verfassung und die jeweils starken zweiten Läufe gezählt haben, ihre sportliche Karriere auf dem Höhepunkt.
Auch wenn sie zuerst vom Schweizer Boulevard, danach auch im Volksmund „Gold-Vreni“ genannt worden ist, ist Vreni Schneider stets ein bescheidener „Anti-Star“ geblieben. Unkompliziert, freundlich und als Tochter eines Schumachers und einer viel zu früh verstorbenen Mutter – Vreni Schneider war gerade mal 16 Jahre alt – profitierte sie von ihren stabilen Wurzeln und Wertvorstellungen. Seit 1999 ist Vreni Schneider mit Marcel Fässler verheiratet, gemeinsam haben sie zwei Söhne. Ihre Nichte führ das nach ihr benannte Sportgeschäft in Elm und selbst leitet und betreut sie leitet in Elm eine Ski-, Snowboard- und Rennschule. Ein eher unglücklicher Abstecher in den Bereich des Schlagers („es Kafi am Pischterand“; November 2012), brachte ihr Kritik und auch Hähme ein.
Ein grosses Fest zum runden Geburtstag werde es nicht geben, hat sie dem Journalisten der Schweizer Zeitung „Blick“ verraten. Sie geht lieber irgendwo Skifahren. Auch Wünsche materieller Art sind ihr im Hinblick auf den Sechziger fremd. „Ich will keine Geschenke. Ich brauche nichts. Mein einziger Wunsch ist, dass es allen gut geht.“ So ist Vreni Schneider, die fünfmalige „Schweizer Sportlerin des Jahres“ und „Schweizer Schneesportlerin des Jahrhunderts“.

Vreni Schneider (Januar 1995). – Foto: GEPA pictures