Skicross: Neue Regel sieht “rote Zone” kurz nach der Startsequenz vor

Die Skicrosser, auf dem Bild (v.l.) Baptiste Raboud, Margaux Dumont, Robin Tissieres und Chiara von Moos, müssen künftig die Stöcke unterwegs "verlieren". – Fotos: zvg / Swiss Ski

01.04.2023

Das "Stöckeverlieren" wird bei den Skicrosserinnen und Skicrossern Programm. Eine neue Regel der FIS soll ab der Saison 2023/24 für mehr Sicherheit sorgen, wird aber in der Szene ganz unterschiedlich aufgenommen. – (Das war übrigens der Aprilscherz 2023.....)

Die Skicrosser, auf dem Bild (v.l.) Baptiste Raboud, Margaux Dumont, Robin Tissieres und Chiara von Moos, müssen künftig die Stöcke unterwegs "verlieren". – Fotos: zvg / Swiss Ski

Die noch ausstehenden Skicross-Rennen des Winters 2022/23 werden unverändert durchgeführt. Für den kommenden Winter hingegen gibt es neue Regeln, welche das Gesicht der Sportart verändern werden. Besonders eine Neuerung wird in der Szene heftig diskutiert: die “Dropzone” für die Stöcke. Klingt komisch, ist aber so. Will heissen, dass die Skicrosserinnen und Skicrosser künftig den grössten Teil ihrer Heats ohne Stöcke bestreiten werden. Nach der Startsektion, in welcher der Einsatz der Stöcke zum Aufnehmen des Tempos unerlässlich ist, werden die Athletinnen und Athleten gemäss künftiger Regel 5404.1.4 der internationalen Wettkampfvorschriften künftig in einer markierten Zone (siehe Grafik) – ähnlich wie die Übergabezone bei Langlauf-Staffeln – ihre Stöcke “ohne zusätzliche Bewegung zu machen, fallen lassen und die Fahrt ohne Stöcke bis ins Ziel fortsetzen”.

 

 

Die Begründung der FIS für diese Neuerung ist die Tatsache, dass in den letzten Jahren die Stöcke immer öfter für mehr oder weniger versteckte Fouls an der Gegnerin/am Gegner eingesetzt worden sind und so zusätzlich Verletzungen verursacht haben. Diesen Verletzungen, vorwiegend in den Bereichen Gesicht, Hüft- und Oberschenkel, wolle man jetzt entgegenwirken. Die neue Regel, die von einigen Schweizer Athletinnen und Athleten im Anschluss an die Junioren-Weltmeisterschaften am San Pellegrino-Pass oder beim Trainingslager in St. Moritz erstmalig “geübt” worden ist, löst innerhalb der Szene unterschiedliche Reaktionen aus.

Marc Bischofberger, kürzlich in St. Moritz Schweizer Meister geworden, ist ein Befürworter der neuen Regel. “Ich finde die Idee und die neue Regel gut. Für mich waren die Stöcke schon immer sehr mühsam und ich fahre grundsätzlicher lieber ohne”, sagte der 32 Jahre alte Rheintaler gegenüber skinews.ch. Ganz anders sieht es die Bernerin Sanna Lüdi: “Das ist ein völliger Blödsinn. Ohne Stöcke verlieren wir die ‘Fühler’ in den Kurven. Bei den Sprüngen kann es ohne Stöcke so richtig gefährlich werden, weil man ohne Stöcke schneller aus der Balance gerät. Was kommt wohl als Nächstes: nur noch ein Ski, damit kein Sidekick mehr möglich ist?”

Genau diesen Befürchtungen werde man künftig im Training vermehrt Beachtung schenken müssen, sagt Walter Alber. Der Trainer des Schweizer Europacup-Teams ist bezüglich der neuen Regelung pragmatisch. “Wir müssen diese Sache halt umsetzen. Es ist zumindest eine interessante Neuerung. Es gibt im Training Dinge, die wir verändern müssen. Im Sommertraining werden wir mehr Gleichgewichtsübungen machen müssen, weil die Balance ohne Stöcke eine ganz andere sein wird. Die Frage wird auch sein, wie streng die FIS in der Praxis dann ein zu spätes Fallenlassen der Stöcke ahnden wird.” Was klar ist: wer die Stöcke nicht ohne zusätzliche Bewegung vertikal fallen lässt, sondern diese “wegwirft” und absichtliche einen Gegner/eine Gegnerin behindert, wird vom neuen Dropzone-Judge sofort disqualifiziert. Diskutiert wird noch, ob eine solche Disqualifikation, da ein Stockwurf ein heftiges Foul sei, eine Sperre für ein Rennen auf identischer Stufe (FIS, Europacup, Weltcup) oder allenfalls eine Geldstrafe nach sich ziehen soll.

 

Der Skistock – im Skicross eher gefährlich oder doch ein wichtiges Hilfsmittel für die Balance? Wie auch immer: ab kommender Saison werden sie nach dem Start “verschwinden”. – Foto: GEPA pictures

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