Happy Birthday – Marie Theres Nadig wird 70

Marie Theres Nadig war 2004/2005 Cheftrainerin der Schweizer Ski-Frauen. – Foto: Archiv GEPA pictures

08.03.2024

Heute (8. März) feiert Marie Theres Nadig ihren 70. Geburtstag. Die Sankt Gallerin hat in den 1970er-Jahren den Skirennsport mitgeprägt, wurde 1972 Doppel-Olympiasiegerin und avancierte zum Skistar. Als Trainerin war sie eine Pionierin.

Marie Theres Nadig war 2004/2005 Cheftrainerin der Schweizer Ski-Frauen. – Foto: Archiv GEPA pictures

“Das Alter ist nur eine Zahl. Wichtiger ist, dass ich körperlich und geistig fit bin. Manchmal fühle ich mich jünger, meine Gebrechen zeigen mir dann aber, dass ich doch älter bin. Aber es geht mir sehr gut, ich hatte ein schönes Leben. Ich kann nicht klagen.” So antwortete Marie Theres Nadig in einem Interview mit der “GlücksPost” auf die Frage, wie sie sich denn kurz vor dem 70. Geburtstag so fühle. Heute, am 8. März, ist es nun so weit: Marie Theres Nadig, für die Ü50-Schweizerinnen und -Schweizer bekannt als “Maite”, hat ihren runden Geburtstag. Sie finde das Älterwerden schön, aber man müsse den Tagen nach der Pensionierung Struktur geben, sagt die Sankt Gallerin. “Der Horizont wird weiter, und man hat im Alter für gewisse Sachen mehr Verständnis. Oder auch weniger.”

Im Alter von 17 Jahren fuhr Marie Theres Nadig im fernen Japan zum Olympia-Gold in der Abfahrt und im Riesenslalom und wurde so – fast wider Willen – zum Skistar. Was sie in Asien “angerichtet” hatte, bekam die Skirennfahrerin aber erst einige Zeit später mit. Denn von Sapporo aus ging es zu den Weltcup-Rennen in die USA und erst dann zurück in die Heimat. In  dieser war das Russi-Nadig-Fieber ausgebrochen. Dass sie beim Empfang durch den Bundespräsidenten am Flughafen Kaugummi gekaut hat, kam nicht überall gut an und so wurde sie auch als “Göre” bezeichnet. Aber irgendwie war es auch ein Sinnbild dessen, was Marie Theres Nadig auszeichnet: ein gewisser Nonkonformismus. Mit ihrer direkten, manchmal auch burschikosen Art eignete sich Nadig nicht zum “Skischätzchen der Nation”. “Als ich wegen eines neuen Verbandssponsors geschminkt werden musste, wischte ich mir den Lippenstift gleich wieder ab. Mit Lippenstift, Wangenrouge und Wimperntusche kann ich noch heute nicht umgehen”, sagte sie einst in einem Interview.

Nach elf Jahren im Weltcup mit 24 Siegen (13 Abfahrten, 6 Riesenslaloms und 5 Kombinationen) trat sie 1981 mit dem Gewinn des Gesamtweltcups als Spitzensportlerin zurück. Sechs Jahre später begann sie als Trainerin im Skizirkus zu arbeiten und war damit so etwas wie eine Pionierin. Dabei wurde sie nicht nur mit Wohlwollen empfangen, auch Skepsis schlug Nadig, der Trainerin, entgegen. Ab 1994 war sie bei Swiss Ski tätig, konnte sich durchsetzen und wurde 2004/05 als Nachfolgerin von Angelo Maina Cheftrainerin des Schweizer Frauen-Teams. Und ihr war bewusst, dass das keine einfache Aufgabe wird. “Ich stelle mich dieser Herausforderung und gehe vorwärts. Das bin ich gewohnt. Mit heftigen Winden werde ich auch bei meiner neuen Aufgabe zu tun bekommen”, sagte sie damals gegenüber der “Neuen Luzerner Zeitung” und meinte nicht nur den Wind, der über die Skipisten weht. Dass der Wind, der ihr ins Gesicht bläst aber derart eisig werden würde, war nicht abzusehen. Die Saison 2004/05 war für das Team der Schweizerin eine miserable: kein einziger Podestplatz im Weltcup, keine Medaille bei den Weltmeisterschaften in Bormio. Marie Theres Nadig musste nach nur einem Jahr ihren Posten wieder räumen. Als Trainerin im Nachwuchs blieb sie bis zum Pensionsalter aktiv.

In einem Interview wurde Marie Theres Nadig vor rund drei Jahren gefragt, ob sie ihren Weg, wenn sie ihn nochmal gehen könnte, erneut so gradlinig und selbstbestimmt machen würde. “Auf jeden Fall. Ich bin zufrieden mit meinem Leben und mit dem, was ich erreicht habe. Ich habe stets auf meine Freunde und meine Familie zählen können, das ist doch das Wichtigste. Geld und Erfolg sind zweitrangig.” Vielleicht, so meinte Nadig, hätte sie in gewissen Momenten etwas diplomatischer reagieren können. “Damit hätte ich mir das Leben wohl etwas einfacher machen können. Mit meiner unverblümten Art, meine Meinung zu sagen, habe ich auch Leute unabsichtlich vor den Kopf gestossen.”

Marie Theres Nadig wird heute 70 Jahre alt. Sie ist viel mehr als “Maite, die Olympiasiegerin”. Sie ist eine Persönlichkeit mit Ecken, mit Kanten, mit Engagement und Herz. Happy Birthday, Marie Theres Nadig.

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